Stadt/Gemeinde

Die loka­le Poli­tik und die Ver­wal­tung spie­len eine zen­tra­le Rol­le auf dem Weg zur Zero Was­te Stadt. Sie kön­nen dafür sor­gen, dass der Müll nicht auf den Stra­ßen lan­det, rich­tig ent­sorgt und recy­clet wird. Auch bei der Müll­ver­mei­dung kann die Stadt Vie­les tun. 

In Euro­pa haben sich bereits eini­ge Stadt­ver­wal­tun­gen dazu ver­pflich­tet, eine offi­zi­el­le Zero Was­te City zu wer­den und gezielt Maß­nah­men zur Müll­re­duk­ti­on umzu­set­zen. Unser Ziel ist es, dass sich mög­lichst viel Stadt­ver­wal­tun­gen anschlie­ßen und ernst­haf­te Plä­ne zur Müll­ver­mei­dung umset­zen. Die Zero Was­te Euro­pe Initia­ti­ve unter­stützt Städ­te bei die­sem Vor­ha­ben und for­mu­liert Kri­te­ri­en, die Städ­te erfül­len müs­sen, um zur Zero Was­te City zu werden, 

Hier haben wir eini­ge Vor­schlä­ge zusam­men­ge­stellt, die jede Stadt oder Gemein­de direkt umset­zen kann:

Recycling & Entsorgung

Sperr­müll

Häu­fig lan­den Din­ge auf dem Sperr­müll, die noch in ein­wand­frei­em Zustand sind und von ande­ren noch gebraucht wer­den kön­nen. Um das Ein­sam­meln von Sperr­müll zu erleich­tern, sind zen­tra­le Ter­mi­ne, die öffent­lich kom­mu­ni­ziert wer­den, indi­vi­du­el­len Ter­mi­nen vor­zu­zie­hen. Die Mit­nah­me von Sperr­müll muss hier­für natür­lich ohne Aus­nah­me lega­li­siert werden.

Kar­tonsamm­lun­gen

Beim Online­shop­ping fal­len Unmen­gen an Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al an. Eini­ge Ver­sand­händ­ler ver­wen­den die Kar­tons der Retou­ren wie­der. Auch Kar­tons von Ware, die nicht retour geht, soll­ten wie­der­ver­wen­det wer­den. Hier sind zen­tra­le Sam­mel­stel­len denk­bar, an denen sich Ver­sand­händ­ler oder ande­re, die für die Kar­tons Ver­wen­dung haben, bedie­nen können.

Umsonst­lä­den und Gebrauchtwarenhöfe

In Umsonst­lä­den und Gebraucht­wa­ren­hö­fen wird gebrauch­ten Gegen­stän­den ein zwei­tes Leben geschenkt. Die Städ­te kön­nen sol­che Ein­rich­tun­gen för­dern, indem sie ihnen bspw. gut erreich­ba­re und güns­ti­ge Loka­li­tä­ten zur Ver­fü­gung stel­len. Auch eine Zusam­men­ar­beit mit der Müll­ab­fuhr wäre ide­al, die­se könn­te intak­te Gegen­stän­de aus dem Sperr­müll direkt an die Umsonst­lä­den und Gebraucht­wa­ren­hö­fe brin­gen, anstatt sie auf den Müll zu wer­fen. Das Toch­ter­un­ter­neh­men der Stadt Ham­burg Stil­bruch macht es vor.

Feu­er­wer­ke

Feu­er­wer­ke in Nürn­berg soll­ten stark redu­ziert wer­den. Das heißt: Licht­shows statt Feu­er­wer­ke bei öffent­li­chen Ver­an­stal­tun­gen und an Sylvester. 

Öffent­li­che Veranstaltungen

Groß­ver­an­stal­tun­gen, wie bei­spiels­wei­se Rock im Park, ver­ur­sa­chen Unmen­gen an Müll. Die Stadt soll­te bei den Ver­an­stal­tern dar­auf hin­wir­ken, dass so wenig Müll wie mög­lich pro­du­ziert wird und die­ser wenigs­tens nach Ende der Ver­an­stal­tung rich­tig ent­sorgt wird.

Kom­post

Bio­ab­fall ist ein wert­vol­ler Roh­stoff und soll­te daher sepa­rat in der Bio­ton­ne ent­sorgt wer­den. In eini­gen Städ­ten sind die Bio­ab­fall­be­häl­ter schon kos­ten­frei (wie bspw. in Nürn­berg und
Düs­sel­dorf) und wer­den daher von vie­len Bewoh­nern genutzt. Die Stadt Nürn­berg för­dert übri­gens auch den Kauf eines pri­va­ten Kom­posts für den Garten.

Mehr öffent­li­che Aschenbecher

Ver­mut­lich kaum ein Gegen­stand wird so häu­fig auf den Boden gewor­fen wie die Ziga­ret­ten­stum­mel. Beson­ders an den “Hot Spots” wie Bus­hal­te­stel­len oder Taxi­stän­den soll­ten mehr Aschen­be­cher vor­han­den sein. Die Zero Was­te Grup­pe gibt ger­ne Tipps, wo beson­ders vie­le Kip­pen zu fin­den sind.

Kein Plas­tik in der Biotonne

Plas­tik und Rest­müll haben in der Bio­ton­ne nichts ver­lo­ren. Daher for­dern wir: Befin­det sich Plas­tik oder ande­rer Müll in der Bio­ton­ne, soll die­se nicht abge­führt wer­den. Der Grund dafür ist, dass Plas­tik (auch die ver­meint­lich kom­pos­tier­ba­ren Plas­tik­tü­ten) sich in den Kom­pos­tier­an­la­gen nicht zer­setzt und auch nicht voll­stän­dig aus­sor­tiert wer­den kann. Das führt dazu, dass klei­ne Kunst­stoff­par­ti­kel im Kom­post zurück­blei­ben und auf unse­ren Äckern lan­den. Hier besteht also drin­gen­der Handlungsbedarf.

Müll­tren­nung bei öffent­li­chen Mülleimern

An öffent­li­chen Müll­ei­mern soll­te stan­dard­mä­ßig Müll­tren­nung mög­lich sein. 

Informationsarbeit

Städ­ti­sches Infomobil

Die Abfall­wirt­schaft der Stadt Nürn­berg betreibt ein Info­mo­bil, das regel­mä­ßig an wech­seln­den Orten den Bür­gern zu The­men rund um die Ent­sor­gung von Müll Rede und Ant­wort steht. Die Zero Was­te Grup­pe wür­de sich über eine Koope­ra­ti­on freu­en, um den Bür­gern auch Infor­ma­tio­nen an die Hand zu geben, wie Müll erst gar nicht entsteht.

Kon­se­quen­te­re Kontrollen

An vie­len öffent­li­chen Plät­zen in Nürn­berg fin­det sich jede Men­ge Müll. Trotz vor­han­de­ner Müll­ei­mer wer­den Ziga­ret­ten­stum­mel, Kaf­fee­be­cher oder ande­rer Müll ein­fach auf den Boden gewor­fen. Das Weg­wer­fen von Müll kann in Bay­ern mit 20 Euro geahn­det, was vie­le ent­we­der nicht wis­sen oder nicht inter­es­siert, da Stra­fen sel­ten ver­hängt wer­den. Wir for­dern von der Stadt zum einen, die Bür­ger dar­an zu erin­nern, dass das Weg­wer­fen von Müll straf­bar ist und zum ande­ren, bei Miss­ach­tung das Buß­geld auch tat­säch­lich ein­zu­for­dern, um das Pro­blem lang­fris­tig zu lösen.

Nud­ging

Die Stadt kann ihre Bür­ger nicht nur durch Buß­gel­der zum rich­ti­gen Umgang mit Müll­ent­sor­gung anre­gen. Auch Info­kam­pa­gnen oder geziel­te Hand­lungs­an­stö­ße (Nud­ging) kön­nen Wir­kung zei­gen. Kopen­ha­gen oder Lon­don machen es vor, wie mit krea­ti­ven Ideen die Städ­te sau­be­rer wer­den können.

Auf­klä­rung zu unver­pack­tem Einkaufen

Oft­mals besteht auf Sei­ten der Händ­ler Unsi­cher­heit, ob Lebens­mit­tel tat­säch­lich in mit­ge­brach­te Behäl­ter abge­füllt wer­den dür­fen. Ein offi­zi­el­les State­ment des Vete­ri­när­amts, dass das Mit­brin­gen von eige­nen Behäl­tern unter Ein­hal­tung bestimm­ter Hygie­ne­maß­nah­men pro­blem­los mög­lich ist, wür­de den Händ­lern die Unsi­cher­heit neh­men. Das Baye­ri­sche Umwelt­mi­nis­te­ri­um hat dazu bereits ein Merk­blatt für Händ­ler herausgegeben.

Stadtinterne & politische Aktivitäten

Öffent­li­che Beschaffung

Die Stadt soll­te ihre öffent­li­che Beschaf­fung an nach­hal­ti­gen Leit­li­ni­en aus­rich­ten und dabei auch die Ver­mei­dung von Abfall berücksichtigen.

Städ­ti­sche Einrichtungen 

In den städ­ti­schen Ein­rich­tun­gen, sei­en es Büros, Kin­der­gär­ten oder Schu­len, soll­te auf Müll­ver­mei­dung geach­tet wer­den. Die Stadt kann die Ein­rich­tun­gen mit Infor­ma­tio­nen ver­sor­gen und Anrei­ze schaffen. 

Zero Was­te City

Nürn­berg soll­te eine lang­fris­ti­ge Stra­te­gie ent­wick­len, um sich auf den Weg zur Zero Was­te City zu bege­ben. Ziel­grö­ßen kön­nen u.a. die mit­tel­fris­ti­ge Redu­zie­rung der pro Kopf Müll­men­ge auf 75 kg pro Jahr und eine Erhö­hung der Recy­cling­quo­te auf 80–90 Pro­zent sein.

Anrei­ze zur Müllvermeidung

Die Stadt soll­te auch im Han­del die Müll­ver­mei­dung aktiv vor­an­trei­ben. Denk­bar sind bspw. die Unter­stüt­zung bei der Ver­mei­dung von To-Go Ein­weg­ver­pa­ckun­gen durch finan­zi­el­le Unter­stüt­zung bei der Anschaf­fung von Pfand­sys­te­men. Die Stadt Tübin­gen hat dazu bereits ein Pro­jekt gestartet.